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 Harzliteratur
OOK Offline


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Beiträge: 5.507

23.11.2007 22:27
Der HARZ - vom Todesstreifen zur Lebenslinie Antworten

Reiner Cornelius: Der Harz – Vom Todesstreifen zur Lebenslinie . Bd.3 der Reihe Natur und Kultur am Grünen Band Deutschland; herausgegeben vom BUND Landesverband Niedersachsen; ISBN 978-3-00-021190-4; 270 Seiten, € 18,90

Rund 1400km war die innerdeutsche Grenze lang, eine unmenschliche Einrichtung, an der Tausende zu Tode gekommen sind. Weit vor dem eigentlichen Grenzzaun, an der Demarkationslinie gab es eine so genannte „Schutzzone“, die je nach Topographie und Besiedlung einen halben bis eineinhalb Kilometer tief war und nur von Grenzsoldaten betreten werden durfte.

Das Wort Schutzzone mag angesichts der vielen Toten zynisch klingen, und dennoch war es eine. Abgesehen vom Todesstreifen, der stets von Vegetation frei gehalten wurde, war dieser Streifen ein Naturreservat. Die Zivilisation mit ihren naturfeindlichen Auswirkungen war hier ausgesperrt und seltene Pflanzen und Tiere, die überall sonst bedroht waren, hatten hier einen Lebensraum.

Nach der Grenzöffnung erkannten Naturschützer sogleich das Potential dieses ungewollt entstandenen „Naturschutzgebietes“. Unter Federführung des BUND wurde das „Grüne Band“ geschaffen, das gleichzeitig nationales Denkmal der Teilung Deutschlands sein soll sowie erfahrbares Naturreservat.
In fünf Bänden soll dieses „Grüne Band“ mit der Beschreibung von Radtouren und Rundwanderwegen dem Naturfreund sowie dem Wanderer und Radler nahe gebracht werden. Dieser dritte Band ist dem Abschnitt im Harz gewidmet.

Reiner Cornelius hat sein Buch in vier Kapitel gegliedert: Der Gipskarst – Einstimmung auf den Harz, Aufstieg auf den Harz, Durch die Bergwildnis des Nationalparks und Vom Nordrand des Gebirges bis zur Grenze des alten Harzgaus. Alle vier Kapitel sind prallvoll mit interessanten Karten, wunderschönen Naturaufnahmen, putzigen Grafiken und lebendigen Bildern von Menschen und Tieren.

Der Harzfreund im engeren Sinne kommt jedoch bei den beiden mittleren Kapiteln auf seine Kosten. In leichtem Plauderton erzählt Cornelius etwa über den Aufbau des Hüttenwesens im Harz und der damit verbundenen Quasiausrottung der Buche mit nachfolgendem Siegeszug der Fichte ab Mitte des 16. Jahrhunderts.
Viel Aufmerksamkeit widmet der Autor dem „Ring der Erinnerung“ in der Beschreibung der Sorger Grenzmahnrunde und berichtet dabei auch über die ehemalige Hütte von Voigtsfelde.

Cornelius’ Buch ist anders als andere Bücher, sehr eigenwillig, sehr subjektiv, sehr bunt, grafisch unorthodox, insgesamt aber sehr schön. Ein Problem könnte der Titel sein, der falsche Erwartungen weckt. In einem Buch, das „Der Harz“ heißt, erwartet man gemeinhin einen Gesamtüberblick über das Gebirge und viele typische Bilder, die das zeigen, was den Harz ausmacht. Nicht, dass es diese Bilder nicht gäbe: Grenzklippe und Leistenklippe, nebliger Bergwald, modernde Urwaldbäume, Bergwildnis am Brocken, Blick vom Achtermann zum Wurmberg, Blick vom Ilsenstein zum Brocken, Blick übers Bodetal zum Brocken, Waldwiese unterhalb Rothesütte mit Harzer Rotvieh, Oberer Bodefall, Unterer Bodefall, die Ilse unterhalb des Ilsesteins und und und.
Und dennoch entsteht das typische Bild des Harzes nach meinem Eindruck nicht, zu mächtig drängen die vielen schönen, interessanten, witzigen oder Nebenaspekte beleuchtenden Abbildungen ins Bewusstsein des Lesers.

Wenn man die typischen Harzbildbände mit den unzähligen prächtigen bewaldeten Höhenzügen schon besitzt, wird man dieses ungewöhnliche Buch, das all das beleuchtet, was die erwähnten Bildbände nicht zeigen, goutieren können.

OOK.
www.0m-Blog.dewww.edition-jaffa.de
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Angefügte Bilder:
CorneliusDerHarz_titl.jpg  

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