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Dieses Thema hat 93 Antworten
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 Sonstiges
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Volka Offline




Beiträge: 4.568

24.04.2024 19:51
#91 RE: zwischen Schurzfell und Hesseröder Straße Antworten

Hallo!

Es gibt leider nur kaum Bilder von der alten Streckenführung der NWE zwischen den heutige Haltepunkten Schurzfell und Hesseröder Straße. Eines davon hatte Winfried früher bereits in einem seiner Beiträge eingefügt. Hier ist die Ansichtskarte nochmal - übrigens auch an einem 24.04. geschrieben. Der Blick geht ziemlich genau in Richtung Norden.


Abb. 15: Postkarte Restauration zum Eldorado in Salza

Wie gut sind doch das Gebäude und Details im Vordergrund zu erkennen. Der Mann an der Laterne, an der eine Leiter gelehnt ist, blickt auch genau in die Richtung von wo ein Zug zu erwarten wäre. So wie er da steht, könnte man fast meinen, er würde eine dienstliche Handlung vornehmen, wofür aus meiner Sicht die Kleidung zu vornehm ist. Wozu die außergewöhnlich gut aussehende Tür am rechten Bildrand gehört, bleibt fraglich. Der Zug dagegen ist außergewöhnlich schlecht hineinretuschiert worden. Er zeigt aber deutlich eine Mallet, wie sie die NWE damals besaß. Der sichtbare Gleisverlauf und der Hintergrund passt aber zu dem, wie er auch in dem Messtischblatt abgebildet ist (Abb.1). Ganz links erkennt man darüber noch ein kleines Stück Zaun als Grundstücksbegrenzung. Wie es dort in Luftbildern von 1945 und 2023 aussieht, ist in der folgenden Abbildung dargestellt:


Abb. 16: Die Situation am Eldorado in Nordhausen-Salza in Luftbilder von 1945 und 2023

Ich habe zwei verschiedene georeferenzierte Luftbilder von 1945 eingefügt, da man unterschiedliche Details in ihnen gut erkennen kann. Außerdem lassen sich separat nochmal die heutigen Grenzen der Flurstücke darstellen. So ist die Lage des Eldorados noch heute gut erkennbar sowie des nicht mehr existierenden Hauses mit der Nummer 1 dessen Zaun auf der obigen Ansichtskarte gerade noch erfasst ist.

In den Luftbildern wird die Lage des ehemaligen markanten Bahnübergangs deutlich. Den Zuckerweg in seiner heutigen Form als Straße hat es zu Betriebszeiten noch nicht gegeben. Der Verlauf der abgebauten Strecke ist jedoch im nördlichen Bereich noch deutlich als heller Streifen in den Luftbilder von 1945 zu erkennen. Mit dem Abstand zu den Grundstücken könnte man vermuten, dass hier eine Straße bereits beim Bau der Eisenbahn vorgesehen war. Wer sich die Bilder darüber ansieht, wird aber auch feststellen, dass die alte NWE-Strecke heutzutage teils auf der Straße liegen würde.

Südlich des Bahnübergangs ist der Verlauf der abgebauten Strecke nicht durch ein relativ breiten und hellen Streifen gut ersichtlich. Die rekonstruierte Lage ergibt sich durch mehrere Aspekte entlang des Streckenstücks und der Tatsache, dass es in Richtung Nordhausen ein ziemliches langes, gerades Stück war. Der auf diesem Bild zu sehende Bereich ist eher ein verwilderter, ungepflegter erscheinender Strich zwischen zwei Fußwegen, der witzigerweise mit der Lage der heute dort stehenden Bäume zusammenfällt. In diesem Bereich ist das Luftbild vom 08.04.1945 bereits schlechter als Ganzes georeferenzierbar, da es sich er sich am Rande befindet. So sind kleine Abweichungen zwischen den Bildern zu erkennen. Beim Bild vom 22.0.1945 ist es gerade umgekehrt. Da ist es der Norden am Rand des Bildes (schwarze Ecke).

Interessant ist es jetzt natürlich sich vor Ort den damaligen Gleisverlauf vorzustellen. Ich habe dazu zwei Bilder von Googles Street-View verwendet. Dummerweise enden die Aufnahmen aus beiden Richtungen jeweils ca. 100 m vor dem Kreisel. Persönlich war ich dort zuletzt im November 1990. Vielleicht ist dies ein Anlass dort mal wieder vorbeizuschauen?


Abb. 17: Blick aus dem heutigen Zuckerweg südwärts in Richtung ehemalige Kreuzung beim Eldorado mit nachgezeichnetem Gleisverlauf


Abb. 18: Blick aus der Bochumer Straße nordwärts in Richtung ehemalige Kreuzung beim Eldorado mit nachgezeichnetem Gleisverlauf

Viele Grüße

Volker


Bergmensch und Harzwanderer haben sich bedankt!
Volka Offline




Beiträge: 4.568

24.04.2024 21:02
#92 RE: zwischen Schurzfell und Hesseröder Straße Antworten

Nachtrag: Habe das Ganze noch in ein Foto von Winfried versucht zu übertragen:


Abb. 19: Ungefähre Lagen übertragen mit Blick auf den heutigen Kreisel


Bergmensch, Krimderöder und Harzwanderer haben sich bedankt!
Krimderöder Offline



Beiträge: 54

25.04.2024 10:07
#93 RE: zwischen Schurzfell und Hesseröder Straße Antworten

Guten Morgen allersseits,

Volker, vielen Dank für Deine Fleißarbeit,es ist echt Wahnsinn, was man da alles erkennen kann.
Zum Zuckerweg wäre noch anzufügen, das es sich hierbei um einen alten Weg Richtung Harz (Niedersachswerfen) handelt, der praktisch nordwärts aus Nordhausen geradeaus führte, Salza an seiner Ostseite streifte, am "Schurzfell" in der damaligen Schmiede ! für die Fuhrleute einen Werkstattstop bei Bedarf ermöglichte und auch, nach Erteilung der Schankkonzession, dem Schmied ermöglichte, auch Getränke aus zu schenken. daraus entwickelte sich eine
gut gehende Ausflugsgaststätte mit großen Saalanbau, die leider vor der Wende wegen Baufälligkeit abgerissen wurde.

Die Paralelle findet sich noch heute im Brunnen an der "Pferdetränke" gegenüber der Wendeschleife "Parkallee" mit der ehemaligen Gaststätte "Gambrinus", von deren kleinen Sommergarten man in den frühen 60gern der Feldbahn der neben liegenden Ziegelei Kalenberg bei einer Fassbrause zu schauen konnte (heute JET-Tankstelle), wie die kleine offenen Diesellok mit 4-6 Kipploren in Richtung Lehmgrube gegenüber dem Gehege verschwand.
Ab dem Schurzfell verläuft auch heute noch links/westlich der Kastanienallee Goetheweg ein ungepflegter Feldweg entlang nach Krimderode immer westlich der Harzquerbahn, etwa 400 m nach dem Schurzfell das nach Westen zeigende Grundstück der ehemaligen Gärtnerei Schepe streifend.
Am Ortsteil Obersalza führte dort, wo heute die Zorgebrücke der Harzquerbahn im km 5,0 den Fluss quert, eine Furt hindurch. Heute gibt es dort noch die alte Flurbezeichnung "Diethfurt" und am Zollhaus "Am Zoll" im km 5,3 der Harzquerbahn mündete die Verlängerung des Zuckerweges in die heutige Bundeststraße ein und erreicht somit hannoversches Gebiet .
In den Mitte 70gern begann man, das Eldorado ab zureißen und Baufreiheit für die heutige Wohnanlage Zuckerweg zwischen dem eigentlichen ZUckerweg und der Harzquerbahn zu schaffen, wobei natürlich die alte Wegeslage entsprechend korrigiert wurde.
Soweit meine Ergänzungen dazu
Grüße Winfried

PS: Es gab um 1910 dort am Schurzfell einen Haltepunkt für die Ausflügler zum Lokal, vermutlich sogar an der heutigen Stelle.

Angefügte Bilder:
Gedenkstein Schurzfell 27.12.19.jpg  

Volka, Bergmensch, Ilfelder und Harzwanderer haben sich bedankt!
Krimderöder Offline



Beiträge: 54

28.04.2024 19:09
#94 RE: zwischen Schurzfell und Hesseröder Straße Antworten

Nachtrag 2:

Volker machte mich dankenswerter Weise darauf aufmerksam, das ich zum Thema "Kreuzung am Eldorado" noch etwas vergessen habe zu erwähnen.
Also, schon in den 80gern wurde mir von alten Eisenbahnern erzählt, um etwa 1910 hätte es einen Unfall mit einem Personenzug und einem Fuhrwerk dort gegeben. Aus der Salzaer Straße kommend, hätte der Fuhrwerkslenker den ungesicherten Bahnhübergang befahren und hätte dann mit einem aus dem Harz kommenden Zug eine "Begegnung der unerwünschten Art" gehabt. Dabei wäre die Lok und der kleine 2achsige PackPostwagen entgleist und beschädigt wurden, ebenso natürlich leider auch die Pferde samt Fuhrwerk und Ladung.
Dazu muss man sagen, das es in dieser Konstellation kein vernünftiges Sichtdreieck gab, auch wenn man davon ausgeht, das Fuhrwerk und Zug weit unter 50 km/h fuhren. Nimmt man die Ansicht der gezeigten alten Postkarte als real an, dann wäre soetwas durchaus möglich, zumal damals die Fuhrwerkslenker auch nicht unbedingt vorausschauend und vorsichtig unterwegs waren. Zu meiner Kinder-und Jugendzeit gab es auch solche Verkehrsunfälle, bei denen die Fuhrwerke recht zügig unterwegs waren.
Es gibt natürlich auch die Variante, das Roß und Fuhrmann ihren eigenen Trott hatten, also unaufmerksam waren, und Pferde sind eben Tiere, die in kritischen Situationen sich anders verhalten als gewohnt.
Ein weiterer, wenn nicht entscheidender Grund aber war wohl das Versäumnis der Schrankenwärterin, die hier für Ordnung sorgende Schiebeschranke ! nicht rechtzeitig geschoben zu haben! Allerdings ist diese Stelle mit dem Fahrbahnseitenwechsel sowieso als Gefahrenstelle sicherlich bekannt gewesen und etwa 30 m weiter erfolgt die Einmündung der schon immer, auch früher, stark befahrenen Salzaer Straße, sodass man annehmen sollte und müßte, das der Zug mit besonderer Aufmerksamkeit, sprich niedriger Geschwindigkeit und entsprechenden Signalen, passiert hätte.
Leider werden wir es wohl nicht mehr erfahren, ob und wie sich dieser Zwischenfall ereignet hat, denn ich war vor etwa 15 Jahren schon mal im Stadtarchiv und habe mir diverse Jahrgänge der Nordhäuser Zeitung per Mikrofilm zu Gemüte geführt, aber keinerlei Hinweise auf so einen damals sicher spektakulären Zwischenfall gefunden. Ich gehe mal davon aus, das der mir bekannte damalige Eisenbahner mich nicht veräppeln wollte, also bleibt ein großes Fragezeichen mit den dann üblichen "Hätte, Wenn und Aber", sicher unbefriedigend, aber im Moment nicht zu ändern.
Sollte Jemand aber über einen "sachdienlichen" Hinweis verfügen, würde ich mich um eine Nachricht sehr freuen.

Einen guten Abend wünscht Winfried


Volka, Harzwanderer und Drei Annen Hohne haben sich bedankt!
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