In einem frisch erschienenen Aufsatz über die Geschichte des Holzmachens im Harz von Rainer Kutscher aus Lerbach wird auch ein besonderer Feiertag der Harzer Holzhauer erwähnt: der Wooldmannstag. Neben Neujahr, Dreikönigstag und Fastnacht gab es zur Zeit der Jahreswende auch diesen Waldarbeitertag. Er wurde immer am ersten Arbeitstag im neuen Jahr begangen. Gefeiert wurde im Wald selbst, z.B. in Köhlerhütten.
Die Holzhauer in ihren Rotten von 6-8 Mann zeichneten sich durch gute Kameradschaft aus. Das brauchte man auch, denn die Zusammenarbeit an Säge bzw. bei den Axthieben im Zweimanntakt war dies die Voraussetzung für gute Leistung. Um diese Kameradschaft zu fördern, war es auch wichtig, gemeinsam zu feiern.
Überliefert hat sich der Glaube, dass am Waldmannstag keine Säge oder Axt in die Hand genommen werden durfte, damit es kein Pech gäbe. Daher galt der Wooldmannstag auch als Unglückstag. Man ging zwar zu seiner Arbeitsstelle im Wald, aber man setzte sich auf Holzklötze, zündete ein Feuer an und aß und trank in fröhlicher Runde mit seinesgleichen. Dazu wurden Lieder gesungen. So z.B. das allseits bekannte "Scharf ist die Säge, die Axt ist blank".
Es war bis in die 1970er Jahre sowohl im Ost- als auch im Westharz Brauch, diesen Tag so zu feiern. Neben den Waldarbeitern taten dies auch die Tischler, Böttcher, Stallmacher und auch die Zimmerleute. Erst nach dem Drei-Königstag machte man sich wieder mit dem gewohnten Eifer an die alltägliche Arbeit.
Heute ist dieser Brauch fast überall gänzlich verschwunden. Früher lernten bereits die Lehrlinge von den Alten: Dä 2. Januar is use Dag, da wird nöscht jetahn, süst bringet dat Unglücke!

Jörg